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Der GENEX Katalog


Der GENEX Katalog umfasste das Versandhandelangebot der Geschenkdienst- und Kleinexporte GmbH aus der DDR. Abgewickelt wurden Bestellungen über die Schweizer Palatinus GmbH. Zweck war die Versorgung der DDR Bürger mit westlichen Produkten, aber auch Produkten aus der DDR Produktion, welche schwer oder nur zu hohen DDR-Mark Preisen in der Deutschen Demokratischen Republik beziehbar waren.

Um den Sinn dieses Versandhandelangebots zu verstehen, muss man etwas weiter ausholen. In der DDR deckten eine Handvoll Betriebe und Kombinate den Konsumbedarf der Bevölkerung ab. So gab es beispielsweise nicht 30 Anbieter von Schokolade mit 300 verschiedenen Produkten, sondern nur ein kleines, einheitliches Sortiment. Das selbe bei Technik allgemein. Rührgeräte wurden von AKA Electric VEB Elektrogerätewerke Suhl hergestellt. Das bekannteste Gerät ist das Modell RG28s. Produziert wurde es in Variationen und verschiedenen Farben über Jahrzehnte hinweg. Grund war die Planwirtschaft, statt der heutigen Marktwirtschaft. Die Planwirtschaft geht von einer gesteuerten Bedarfsdeckung durch zentraler Stelle aus. 17 Millionen DDR Bürger brauchten einen Mixer, Rührgeräte mit verschiedenen Komponenten? Kein Thema, es wurde ein "Volks Mixer" produziert und verkauft. Warum 20 Firmen mit der Produktion von Mixern beauftragen, wenn diese sich am Ende Marktanteile wegnehmen und ein Preiskriege wie in der Marktwirtschaft entsteht? Mehr als einen Mixer braucht das Volk nicht. Ob der ein oder andere Mixer etwas rundlicher, kleiner oder größer ist - am Ende erfüllen sie alle ihren Zweck. So pragmatisch sah man es in der DDR. Es gab folglich keine Überproduktion, kein kostenintensiver Kampf um Marktanteile verschiedener Anbieter. Da der Mensch aber nicht gern jeden Tag Leberwurst ißt, war im Volke durchaus der Wunsch vorhanden, einen etwas individuelleren Haushalt sein Eigen zu nennen. Produkte aus dem Westen, in all ihrer Vielfalt, waren begehrt, aber nur schwer zu bekommen. Denn in den Läden der DDR wurden fast nur DDR Produkte angeboten. Sie waren einfach preiswerter.

Ein anderer Umstand beschreibt die Einmaligkeit des GENEX Versandhandelskataloges. Es gab in der DDR ab 1976 keinen Versandhandel mehr. In den Jahren davor konnten Bürger der DDR ihre Waren genau so in einem Katalog bestellen wie Bürger in der BRD. Nur hatte die DDR keine Überproduktion oder alle Waren jederzeit verfügbar, was im Versandhandel Voraussetzung ist. Dazu muss man wissen, dass das Warenangebot in der DDR durch staatliche Stelle koordiniert wurde und nicht durch eine freie Marktwirtschaft gesteuert, in der tausende Betriebe einfach drauf los produzieren und hoffen dass gerade ihre Produkte am Markt bestehen. In der DDR wurden Kapazitäten geplant. Und das oft zu Lasten der Bedarfsdeckung. Nicht jedes Produkt stand jederzeit im Lager bereit. Ein Versandhandel setzt aber eben dieses voraus. Aus diesem Grund beschloss die DDR Führung die Einstellung des Versandhandels in der DDR.

Der Versandhandel für westliche oder einheimische Produkte aus der BRD in die DDR hinein wurde nicht beendet. Zuviel Geld, frei konvertierbare Devisen, brachte die GENEX GmbH ins Land. Bürger der BRD, oder später auch DDR Bürger mit Westgeld, konnten in diesem GENEX Katalog waren bestellen und direkt in die DDR liefern lassen. Der Opa aus Hamburg bestellte und bezahlte für seine Enkel in Berlin einen Trabi, auf den sie sonst bis zu 17 Jahre hätten warten müssen. Statt 12.000 DDR-Mark, kostete er im GENEX Katalog nur ca. 5.000 D-Mark.

Der GENEX Katalog war das Tor in die westliche Konsumwelt. Denn nicht nur Verwandte konnten ihre Abkömmlinge in der DDR mit Westprodukten segnen. BRD Besucher in der DDR mussten zu einem festen Kurs einen Mindestbetrag pro Tag 1:1 tauschen. Der übliche Kurs im Warenverkehr BRD / DDR war ca.4,2 DDR-Mark für 1 D-Mark. Auf dem Schwarzmarkt lag der Kurs 1989 bei bis zu 10 DDR-Mark für eine D-Mark. Wer oft in der DDR verweilte, zu Messen oder geschäftlich, würde nur ungern seine 1.000 D-Mark 1:1 in DDR-Mark tauschen wollen. Wenn er Bekannte in der DDR hatte, tauschte er lieber 1:2 bis 1:3 seine harte D-Mark in DDR Mark. Der Ossi legte 3.000 DDR-Mark hin und erhielt vom Wessi 1.000 DM. Und das war verdammt viel Geld. Wer schlau war, überließ der Bekanntschaft diese 1.000 D-Mark und ließ sich über den GENEX Katalog Westprodukte dafür liefern.

Oft hört man, in der DDR gab es keine Computer für das Volk, oder sie waren gar verboten. Der GENEX Katalog widerlegt zumindest dieses Gerücht. Denn über den GENEX Katalog war modernste PC Technik beziehbar. Auch Autos der Marke BMW, Motorräder mit über 200 Km/h, Kopiergeräte oder Videokameras, die es in der DDR nicht im Laden für DDR-Mark zu kaufen gab.


Autor: nokiland


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Schlagwörter: Genex Versandhandel


Teil 1: Der GENEX Katalog
Teil 2: Devisen dank GENEX