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Die e-Schwalbe aus Suhl soll noch 2011 in Serie gehen


Ein Kultfahrzeug entsteigt der Versenkung wie einst Phönix aus der Asche. Die Rede ist von der "Schwalbe", dem Kleinkraftrad KR 51 aus dem VEB Fahrzeug- und Jagdwaffenwerk „Ernst Thälmann“. Die Serie KR 51 mit ihrem eigenwilligem Design und robuster Technik prägte den Alltag vieler Generationen in der DDR. Nun soll das nach der Wende zum Kult avancierte Fahrzeug als E-Schwalbe, einer Elektroversion, neu auf den Markt gebracht werden


von der Schwalbe zur e-Schwalbe
Das Moped KR 51 mit dem Modelname "Schwalbe" war von 1964 bis zum Ende der DDR im Jahre 1989 das Volks-Moped schlecht schlechthin, vergleichbar mit der italienischen Vespa. Über 862.000 Schwalben wurden produziert und prägten für 25 Jahre das Straßenbild in der DDR. Kennzeichnend für die Schwalbe des Suhler Simson-Werk ist ihre Robustheit und eine umfassenden Schmutzschutz gewährleistende Blechkarosserie, weswegen sie bevorzugt von vom Staat als Dienstfahrzeug in Dienst gestellt wurde. Egal ob Förster, Polizist in ländlicher Gegend, Mitglied der NVA oder Mitarbeiter einer LPG - sie alle fuhren bevorzugt eine "Schwalbe".

Auf Basis der Schwalbe KR 51 soll die e-Schwalbe designt werden
Auf Basis der Schwalbe KR 51 soll die e-Schwalbe designt werden 
Foto:Reiner Maecker 

In der Bevölkerung, bei den Jugendlichen, genoss die Schwalbe zunächst keinen guten Ruf, gerade wegen ihrer Nähe zu den Staatsorganen und ihrem Ruf als Rentner-Moped. Wer wollte schon eine Schwalbe fahren, wenn jeder Dorfpolizist damit durch Wind und Wetter schippert. Unter den Jugendlichen in der DDR hatte sie damals keinen guten Ruf, zumal sie mehrere Jahrzehnte in fasst unveränderter Form gebaut wurde. Die Jugend stand auf mehr PS und aktuellem Design. Der relativ geringe Preises, eine gute Verfügbarkeit und die besonderen Eignung für ländliche Gegenden führten letztendlich doch dazu, dass die Schwalbe eine hohe Verbreitung fand.

Nach der Wende erreichte die Schwalbe aus Suhl, wie viele andere DDR Produkte, Kultstatus. Zwanzig Jahre nach der Insolvenz des Hersteller "Simson" soll nun in zunächst kleinen Stückzahlen eine e-Schwalbe mit Elektromotor produziert und verkauft werden. Das in Baden-Württemberg ansässige Unternehmen XTRONIC machte 2010 viel Werbung für die neuee Schwalbe aus Suhl und kündigte den Produktionsstart für 2011 an. Als Verkaufspreis wurde ein Betrag von ca. 3.500 Euro genannt. Produzieren soll die e-Schwalbe die efw-Suhl GmbH.

Die Medien nahmen diese Ankündigung positiv auf und reagierten überwiegend mit Lobesreden. Doch was leistet die e-Schwalbe aus Suhl? Viele Daten wurden nicht veröffentlicht. Die neue E-Schwalbe verfügt über 8 PS Nenn- und bis zu 15 PS Spitzenleistung, was für eine Spitzengeschwindigkeit von bis zu 80 Kilometer pro Stunde reicht. Die Reichweite wird, abhängig vom Reisetempo, mit 50 bis über 200 Kilometer angegeben. Konkrete Angaben, beispielsweise bei welcher durchschnittlichen Reisegeschwindigkeit mit welcher Reichweite zu rechnen ist, werden nicht gemacht. Die e-Schwalbe soll in den Geschwindigkeitsklassen 25, 45 oder 80 Km/h angeboten werden, um eine wahlweise Zulassung als Mofa, Kleinkraftrad (Moped) oder Leichtkraftrad zu ermöglichen.

Der zum Einsatz kommende Akku soll laut Daniel Schmid ein Li-Ionen Akkus sein. Um die Batterie auch zuhause aufladen zu können, lässt sich der Akku leicht herausnehmen und transportieren. Die angegebene Ladezeit von 2-3 Stunden wirft  allerdings die Frage auf, um was für Li-Ionen Akkus es sich konkret handelt. Neuere Akkutypen, beispielsweise Lithium-Eisen-Phosphat-Akkumulatoren, verfügen über eine höhere Leistungsdichte, eine erheblich längeren Lebensdauer und sind in 30 bis 60 Minuten bereits aufgeladen. Sollten in der Basisversion der e-Schwalbe jedoch Bleiakkus verbaut werden und erst das 3.500 Euro teure Modell mit Li-Ionen Akkus aufwarten, wie die Süddeutsche es erwähnt (Nachhaltigkeit wird versprochen), kann von fortschrittlicher Akku-Technologie nicht die Rede sein. Das Thema "Akku-Technik" ist für Geldgeber und zukünftige Kunden gleichwohl wichtig. Kann bei potentiellen Kunden keine positive Kaufentscheidung prognostiziert werden, werden Banken ebenso keine positive Kreditentscheidung treffen.

Eine bezahlbare e-Schwalbe würde sicherlich vom Kultstatus der originalen Schwalbe aus Suhl profitieren, wie einst der VW Beetle vom VW Käfer. Aber nur wenn der zukünftige Hersteller, die efw-Suhl GmbH, eine transparente Informationspolitik betreibt und ein flächendeckendes Servicenetz aufbaut.


Autor: nokiland


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Schlagwörter: e-Schwalbe eSchwalbe Schwalbe KR 51 Suhl Elektroantrieb