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DDR Bildungssystem - Fernsehen als Bestandteil


Das Bildungssystem der DDR galt als sehr Effektiv und vorbildlich, Schüler verfügten über ein gefestigtes Wissen. Viele nahmen am Jugendwettbewerb „Messe der Meister von Morgen“ teil. Was waren aber die Vorteile des DDR Bildungssystem, welche Rolle spielte das Fernsehen der DDR?


Das Wochenprogramm des ersten und zweiten DDR Fernsehen
Das Wochenprogramm des ersten und zweiten DDR Fernsehen 
Foto:RSM 

Es gibt viele Sachverhalte, welche positiven Einfluss auf die Bildung der Schüler in der DDR ausübten. Ein wichtiger Umstand war die staatlich kontrollierte Medienlandschaft, aber auch die Art der Nutzung des TV Angebotes bei den Zuschauern. In der heutigen Zeit wird das TV-Gerät oft zum Babysitter umfunktioniert. Das Kind ist überwiegend zuhause, es kann sich nicht selbst beschäftigen, und sucht letztendlich Aufmerksamkeit bei den Eltern. Alleinerziehende Mütter fühlen sich überfordert und denken einfach nur: „Meine Nerven! Kann ich den nicht einmal eine Stunde Ruhe am Tag haben?“. Die Rettung ist das TV-Gerät, es übernimmt die Funktion des Babysitters.

In der ehemaligen DDR gab es nur 2 TV Sender und der Fernseher wurde überwiegend zu bestimmten Anlässen angeschaltet. Die aktuelle Kamera für den Papa, der Sandmann für den Kleinen, die Mama lernte etwas über Gartengestaltung und vielleicht noch ein Film davor oder hinten dran. Die Verantwortlichen der Sendeanstalten legten Schwerpunkte auf Information, Unterhaltung, Propaganda und Wissensvermittlung. Das Sendeprogramm sorgte dafür, dass der Fernseher als Babysitter völlig ungeeignet war. Stattdessen wurde über das Zweite Fernsehprogramm der DDR massiv Schulstoff ausgestrahlt. Der folgende Auszug vom 27.März 1981 verdeutlicht, wie sehr in der DDR der Staat sich der Bildung seiner Kinder annahm .

Freitag - Zweites Programm

  • 08:25 Physik, Kl. 9
  • 08:50 ESP, Kl. 8
  • 09:55 ESP, Kl.9
  • 10:30 Staatsb., Kl. 10
  • 10:55 Biologie, Kl. 9
  • 12:45 Literatur, Kl. 10
  • 16:50 Bei Freunden zu Besuch
  • 17:50 Unser Sandmännchen
  • 18:00 Musikerz., Kl. 6-10
  • 18:25 ESP, Kl. 9
  • 19:00 Der Wunschbriefkasten
  • 19:55 Boris Godunow, Musik. Volksdrama
  • dazwischen 21:00 Aktuelle Kamera

„ESP“ steht für „Einführung in die sozialistische Produktion“. In diesem Schulfach wurde der Zusammenhang zwischen dem trockenen Schulstoff und dem späteren Arbeitsleben vermittelt. Zum Unterrichtsstoff gehörten beispielsweise Grundlagen der Konstruktion, Elektronik, Mikroelektronik und Informatik. Die Abkürzung „Staatsb.“ steht für Staatsbürgerkunde, ein Schulfach mit dem Inhalt Einführung in die Marxistische Philosophie, in die Politische Ökonomie des Kapitalismus und des Sozialismus und in den Wissenschaftlichen Sozialismus.

Das ausgestrahlte Schulprogramm variierte von Tag zu Tag. Chemie, Geografie, Geschichte, Physik, Russisch, Englisch und weitere Fächer gehörten zum Konzept. Erkrankte Schüler waren durch dieses Konzept der Wissensvermittlung in der Lage, den Schulstoff auch ohne Schulbesuch zu erlernen. Noch wichtiger war das staatliche Schulfernsehen jedoch für leistungsschwächere Schüler als Nachhilfeinstrument. Diese Vorgehensweise war kostenlos und recht bequem für Schüler als auch Eltern in ihrer Funktion als „Aufpasser“.

Die Staatsführung der DDR protegierte mittels staatlich angeordnetem Schulfernsehen erheblich die Schulbildung, denn auch zur Festigung der schulischen Leistung konnte das Angebot des Schulfernsehens von allen Schülern genutzt werden. Was damals gut für die Bildung unserer Kinder war, könnte auch heute funktionieren, wenn Schulen einheitlich Lehrpläne einführen und Öffentlich-rechtliche Fernsehanstalten einen Bildungsauftrag statt ein „Unterhaltungsauftrag“ wahrnehmen. Wichtiger als „Sturm der Liebe“, Lindenstraße oder 4 Stunden täglich Koch- und Bastelsendungen ist die Bildung unserer Kinder.


Autor: nokiland


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Schlagwörter: DDR Schulbildung Bildungssysten Schulfernsehen Nachhilfe