Themen | Damals 1989-10-23 KW: 43

DDR Übersiedler - Ein Leben auf Berlins Parkbänken


Obwohl es in Berlin-West zu wenige Wohnungen und zu viele Obdachlose gibt, entscheiden sich DDR Flüchtlinge im öfters für ein Leben auf Berlins Parkbänken statt den für sie befremdlichen alten Bundesländern, berichtet der Spiegel. Während dieser unaufhörliche Zuzug aus dem Osten dramatisch die Wohnungsnot steigert, fürchtet sich der rot-grüne Senat schon vor der nächsten Wahl.

Der Wohnraummangel in Berlin ist ein wahlentscheidendes Thema.  Linke und auch Rechte, wie die rechtsextremistischen Republikaner, fangen Wähler mit der Wohnungsnot.

Der aus der SPD kommende  Senator Nagel ahnt Schlimmes, wenn er ausspricht was viele seiner Parteigenossen denken: "Wenn wir hier Scheiße bauen, hauen die Wähler uns beim nächsten Mal gleich wieder weg."
In nur wenigen Monaten erreichten bislang 30 000 Umsiedlern aus dem Osten Berlin-West. Die  bislang  provisorisch in  Sporthallen, Pensionen, oder Containerlagern untergebrachten 20.000 Übersiedler könnten nicht immer dort wohnen.

Dabei gibt es nach Kirchenschätzung mehr als 12 000 eigene  Obdachlose, sowie   6.600 Asylanten und Asylbewerber. Über 40.000 Berliner sind Inhaber eines Wohnberechtigungsscheines  mit sogenannter Dringlichkeitsstufe und ca. 15.000 Studenten suchen nach einer trockenen Bleibe.

Die Stimmung in der Stadt Berlin ist mehr als angespannt.  Man nimmt es den DDR Übersiedlern  übel, dass sie trotz der bisher schon unerträglichen Wohnungsnot  in egoistischer Weise das "Elend" in der geteilten Stadt verschärfen. In dieser Situation kann Senator Nagel nur sarkastisch reagieren: "Bauen wir doch einfach Aussiedlerwohnungen auf das Gelände von Kohl, der hat uns durch seine Großdeutschtümelei ja das Problem eingebrockt."


Quelle: Spiegel


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Schlagwörter: Auswanderer Berlin



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