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Der GENEX Katalog



Teil 2: Devisen dank GENEX


Warum gründete die DDR im Jahre 1956 die GENEX GmbH? Klare Antwort: Um an Devisen zu kommen. Die DDR-Mark war auf dem Weltmarkt nicht einsetzbar. Es war eine Binnenwährung. Nur mit Dollar, D-Mark, anderen westlichen Währungen oder Rubel konnte im internationalen Handel bezahlt werden. Über die Geschenkdienst- und Kleinexporte GmbH, GENEX, kam die DDR an Devisen heran. Dazu muss man auch wissen: viele DDR Bürger hatten in der BRD noch Konten mit D-Mark. Bevor die Mauer gebaut und die Reisefreiheit eingeschränkt wurde, hatten viele DDR Bürger Konten bei der Dresdner Bank, der Deutschen Bank oder anderen Geldinstituten. Mit dem Mauerbau waren sie von ihrem Westgeld abgeschnitten. Milliarden an D-Mark der DDR-Bürger lagen bei Banken in der BRD. Der Ostberliner Bäckermeister konnte beispielsweise nicht mal kurz nach Westberlin fahren und seine D-Mark abheben. Das Geld war weg. Dank der Geschenkdienst- und Kleinexporte GmbH der DDR war er jedoch wenigstens in der Lage, aus seinem D-Mark Vermögen Ware heraus zu schlagen. Für ihn war das ein großer Vorteil, als auch für die DDR, welche an die begehrten Devisen heran kamen.

Natürlich wurde in der DDR keine Werbung für die SED eigene GENEX GmbH gemacht. Man wollte das Volk nicht verstimmen. Wieso dürfen DDR Bürger mit Beziehungen westliche und einheimische Produkte erstehen und im Konsum um die Ecke gibt es nur, wenn überhaupt, einheimische Produkte zu einem vielfachen des D-Mark Preises. Das wäre keine gute Werbung für die DDR gewesen.

Herausgeber des GENEX Kataloges "Geschenke in die DDR" war die in der DDR ansässige Geschenkdienst- und Kleinexporte GmbH in Berlin. Die Beschaffung und Versendung des Katalogangebotes übernahm die Schweizer Palatinus GmbH, heute in Liquidation. Dem GENEX Katalog liegt ein Bestellschein für selbigen bei, mit dem Hinweis: "Kein Katalogversand in die DDR". GENEX Kataloge wurden von Westbesuchern in die DDR eingeführt. Aber auch in Interhotels wurden sie für Westbesucher angeboten. Das normale Volk bekam aber faßt nie einen in die Hand. Ich hörte damals von der Existenz dieses mysteriösen Katalogs, hielt ihn aber erstmals vor wenigen Tagen in der Hand. Erstanden bei Ebay für über 60 Euro.

Auf den ersten Blick wirkt der GENEX Katalog wie ein moderner Versandhauskatalog. 20 Jahre alte Angebote werden modern präsentiert und man muss zweimal hinschauen um zu erkennen, dass die angebotene Couch vor über 20 Jahren in der DDR produziert wurde und kein Stück aus dem aktuellen Möbel-Boss Katalog ist. Das historisch interessante ergibt sich aber durch Preisvergleiche von DDR Produkten, die im GENEX für weniger Geld als in der DDR angeboten wurden oder generell der Produktvielfalt, die das Konsumleben in der DDR in ein anderes Licht rückt. Von wegen Steinzeitleben. Der GENEX Versandhandel zählte über 300.000 Kunden. Daran mag man abschätzen, wie viele DDR Bürger in den Genuss von westlichen Produkten regelmäßig kamen. So ist es nicht verwunderlich, dass es in der DDR mehr Commodore, Amiga oder ATARI Computer als einheimische Computer gab.


Autor: nokiland


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Teil 1: Der GENEX Katalog
Teil 2: Devisen dank GENEX