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Leipzig - "Stadt der Mitte"


Man nannte Leipzig die "Stadt der Mitte", oder auch "Stadt am Kreuz". Gemeint ist die günstige verkehrsgeographische Lage im Herzen Europas. Schon der Burgort lag am Kreuzpunkt wichtiger Heer- und Handelsstraßen. Seit achthundert Jahren ist Leipzig privilegierter Fernhandelsmarkt. Hier kamen Händler aus dem Norden und Süden, dem Westen und Osten des europäischen Kontinents zusammen.

Von allen Seiten rollten die schweren Wagen heran, um sich in Leipzig auf halbem Wege zu treffen. Das "Kreuz" bestand aus der uralten römischen Reichsstraße "via Imperii" und der "via regia". Die via imperii verläuft von Venedig in Italien über Nürnberg, Hof, Plauen, Altenburg, Connewitz, Leipzig über Wittenberg bis hin nach Berlin und zu den Hansestädten  an der Ostsee, aber auch nach Stettin in Polen. Sie verband das römische Reich mit dem Norden und ermöglichte militärische Vorstöße bis über die Ost- und Nordsee hinaus. Vor über 2.100 Jahren bestand der Weg vom römischen Reich über den Brennerpaß in Richtung Augsburg aus einem unbefestigten Weg. Zwischen 195 und 215 ließ Kaiser Septimius Severus die alten Pfade zu befestigten Straßen ausbauen. Die via imperii, die aus dem "Reich kommende" Reichsstraße, wurde zu einer der   
bedeutendsten Straßen bis hin in das Hohe Mittelalter.

Die VIA REGIA ist die älteste und längste Landverbindung zwischen Ost- und Westeuropa. Grundstein legte der römische Feldherr Drusus, welcher im 1. Jh. v. Chr. von Mainz aus nach Osten in Richtung Elbe marschierte. Aus dieser Route entwickelte sich in der Folgezeit eine relativ stabile Wegeverbindung. Mit der Zeit wurde diese Straße erweitert und führte Händler und Krieger   
von Spanien bis nach Russland und dem fernen Osten. Pelze und Gewürze wanderten in Richtung Westen, Sklaven aus Afrika in Richtung Osten.

Diese für den Ost-West Handel wichtige Straße kreuzte natürlich irgendwie die ebenso für den Süd-Nord Handel wichtige Reichsstraße "via Imperii". Das war nicht geplant, geografisch betrachtet  jedoch nicht zu vermeiden und letztendlich resultierte aus der Kreuzung eine einmalige Gegebenheit. Man stelle sich eine moderne Kreuzung vor, wo volle LKW aus aller Welt aneinander vorbei fahren. Warum nicht einen Stop einlegen und schauen was man bei anderen Händlern kaufen oder verkaufen kann, was von ihnen benötigt wurde, damit die Ladung abnimmt?

Warum bis nach Britannien fahren, wenn schon in Sachsen orientalische Gewürze reisenden Absatz fanden? Warum die russischen Felle bis nach Spanien fahren, wenn in Leipzig spanische Händler auf halben Weg die begehrte Ware abkauften?  Letztendlich war die Kreuzung dieser beiden alten römischer Handelswege ein Segen für die spätere Region Leipzig und zeichnet sich verantwortlich für einen einmaligen Standortvorteil, wenn man es mit modernen betriebswirtschaftlichen Begriffe beschreiben möchte. Es gibt nur wenige Orte in Europa, an denen sich große Handelsstraßen kreuzten, einen Knotenpunkt des Handels bildeten und somit ein naturgegebenes wirtschaftliches Wachstum geradezu vor programmierten. Und die Geschichte Leipzigs ist eng  verbunden mit der Geschichte des römischen Reiches. Die Römer ahnten nicht, welche wirtschaftlichen Entwicklungen sich Jahrhunderte später zugunsten einer Region entwickelten. Aber dank ihrer damals pragmatischen Infrastruktur boten sie späteren Städten wie Leipzig ein gigantisches Wirtschaftspotenzial.


Autor: nokiland


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