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Leipzigs Wirtschaft bis zum 2. Weltkrieg


Leipzig beherbergt heute, nach Paris, das älteste noch bestehende Kaffeehaus Europas. Es ist das Café „Zum Arabischen Coffe Baum“ aus dem 16. Jahrhundert, erstmals 1556 erwähnt. Im Jahre 1725 wurde es im Barockstil umgebaut.

Von Leipzig aus nahm eine Kultur ihren Anfang, die am Ende den Sachsen den Spitznamen "Kaffeesachsen" einbrachte. Ohne Kaffee mangelte es den sächsischen Soldaten im Siebenjährigen Krieg (1756-1763)  an Kampfmoral und sie verweigerten den Einsatz mit dem Argument, „Ohne Gaffee gönn mer nich gämpfn!“ (Ohne Kaffee können wir nicht kämpfen!). Der Preußen-König Friedrich II. gab ihnen den Namen "Kaffeesachsen". Ãœberall wo Sachsen waren, wurden umfangreiche Kaffee- und Kuchengelage abgehalten. Was der Tee die die Engländer ist, war der Kaffe für die Sachsen. Daraus resultierte eine wirtschaftliche Bedeutung des Kaffees für Leipzig. Kaffee bereicherte die Leipziger Haushaltskasse und hatte die Entstehung von großen Röstereien zur Folge.

Neben dem bekannten Pelzhandel florierte in Leipzig der Buchhandel. Am 20. April 1825 wurde der Börsenverein der Deutschen Buchhändler gegründet, zu dem Zeitpunkt war Leipzig bereits eines der Zentren des deutschen Buchhandels und Verlagswesens.

Die erste deutsche Fernbahnstrecke hatte ihren Ursprung in Leipzig. 1839 ging die Leipzig-Dresdner Eisenbahn in Betrieb. Leipzig entwickelte sich  zum wichtigsten Verkehrsknotenpunkt in Mitteldeutschland und erhielt den noch heute größten Kopfbahnhof (auch Sackbahnhof) Europas. Das ausgedehnte Eisenbahnnetz ergab sich aus der Industrialisierung der Leipziger Gegend.  
Waren und Rohstoffe mussten schnell und preiswert in alle Teile Europas transportiert werden.

Zur Großstadt mit über 100.000 Einwohnern wurde Leipzig im Jahre 1871. Ende des 19.Jahrhundert verfügte Leipzig über die größte Baumwollspinnerei  Europas. Die 1884 von Dr. Karl Heine als Aktiengesellschaft gegründete Leipziger Baumwollspinnerei entwickelte sich binnen eines Vierteljahrhunderts zur größten Baumwollspinnerei Kontinentaleuropas. Die  Leipziger Baumwollspinnerei wurde im Jahre 1884 im Westen von Leipzig, am Rand von Lindenau gegründet. Die Baumwollspinnerei war so erfolgreich, dass eine ganze Stadt mit über 20 Produktionsgebäuden, Arbeiterwohnungen, Kindergärten, Geschäften und einer Erholungssiedlung herum gebaut wurde. Selbst an eine eigene Schule, Feuerwehr und Elektrizitätswerk wurde gedacht. Für das Wohl der Werktätigen wurde eine Badeanstalt errichtet, ein Park mit Turnhalle für Kinder und Erwachsene, eine Schrebergartensiedlung. Dieses soziale Engagement verhinderte jedoch nicht das aufkeimen sozialistischer Ideen.

In den zwanziger Jahres des 20.Jahrhundert war die „Adolf Bleichert & Co" die älteste und weltweit größte Fabrik für Drahtseilbahnen, Elektrohängebahnen, Kabelkrane und Bandförderer. Später, in der DDR, wurde aus dieser Firma der VEB Schwermaschinenbau Verlade- und Transportanlagen (VTA). Vor dem Zweiten Weltkrieg war Leipzig nicht nur  als Messe-, Medien- und
Universitätsstadt bekannt, sondern war auch ein bedeutender Handelsplatz (Leipziger Messe) und Industriestandort. In  Jahrhunderten entwickelte sich das Verlagswesen, die polygrafische Industrie, Gießereien, der Maschinenbau, die Pelzindustrie, Textilindustrie und der Klavierbau  zu Weltmarktführern. Zur Textilindustrie gehörten beispielsweise die Leipziger Baumwollspinnerei und die Buntgarnwerke Leipzig. Der Klavierbau wurde von bedeutenden Herstellern wie Blüthner, Hupfeld, Schimmel oder  Feurich bestimmt.


Autor: nokiland


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Schlagwörter: Leipzig Wirtschaft 2. Weltkrieg Baumwollspinnerei Pelzhanel Messe