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Gab es eine Mangelwirtschaft in der DDR?



Teil 2: Preispolitik und Prioritäten


Was Mangel ist und was nicht, hängt oft vom Einzelnen ab, was er empfindet, was er sich wünscht und in welchem Umfeld er lebt.


Elgersburg: Gut besuchter Biergarten
©RSM 
Ich würde zum Thema Mangelwirtschaft eher sagen: Die Preispolitik des Staates verfolgte bestimmte Prioritäten in der Versorgung und steuerte bewußt die Preise. Die Grundversorgung war gesichert. Keiner musste sich seinen Hintern mit Laub abwischen. Was aber als "unnötig" angesehen wurde, ging für erhöhte Preise über den Ladentisch. So wie heute Kaviar, Trüffel oder Sachertorte nicht zu den Grundnahrungsmitteln gezählt wird, nahm sich die DDR Führung das Recht heraus Wirtschaftsgüter als "nicht notwendig" zu betrachten und deren Subventionierung abzulehnen.

Und mal ehrlich - wäre es dem Ossi lieber gewesen, er hätte monatlich 400 Mark Miete zahlen müssen von seinen 900 Mark Einkommen und nur 800 Mark für einen Farb-TV? Am Ende lebten der Ossi und Wessi gleich gut. Mit dem West oder Ost Gehalt konnte man auskommen. Mit dem Unterschied - der Wessi konnte sich mehr Technik kaufen, der Ossi konnte sich mehr Kultur und Bildung leisten. Ich mußte viele Monate für einen Walkmann sparen, aber musste weder am Essen sparen noch meinen Ausgaben in Sachen Freizeit.

Die Mangelwirtschaft in der DDR war ein Verkäufermarkt. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht etwas völlig normales. Wer genug Geld hatte, konnte sich alles leisten in der DDR. Pornos, Waffen, High-Tech und Frauen. Das ist überall auf der Welt das Selbe. Wenn Du Geld hast, kannst Du Dir alles kaufen - auch in der deutschen demokratischen Republik, der DDR.


Rummel
Rummel 
Foto:R.Maecker 

Dass einige schimpfen, mag wohl an dem Umstand liegen, dass viele damals nicht genug Geld hatten, um sich alles leisten zu können. Aber wer hat den heute schon genug Geld, um sich "Alles" leisten zu können? Kann ich mir Kaviar jeden Tag leisten oder fahre ich einen neuen Benz? Gehe ich jeden Tag zu Cloppenburg und kaufe mir nur Designer-Klamotten? Oder kommen meine Hausschuhe aus China und nicht von Birkenstock? Mache ich darum unser Land mies, weil ich kein Audi A8 fahre oder nur billige Tomaten aus Holland im Winter zu essen bekomme? Leute, es nervt mich, daß einige Ossis ihr Leben in der DDR einfach nur am Konsum festmachen. Für sie war die DDR schlecht, weil sie keine Dinge kaufen konnten, die sie vom West-TV her kannten. Aber war das gleichzusetzen mit "Mangelwirtschaft"?.


Dresden: Interhotels an der Prager Strasse
Dresden: Interhotels an der Prager Strasse 
Foto:RSM 

Völliger Blödsinn! In der DDR gab es alles, wenn man nur Geld oder Beziehungen hatte. Leben wir heute in einer Mangelwirtschaft, weil ich mir im Winter keine Melone leisten will, der Kaviar ein Vermögen kostet, ich in meinem Leben noch nie einen Trüffel gegessen habe und mir einen Plan machen muss, ob ich mit dem Auto nach Italien fahre? Soll ich einen ganzen Staat mies machen, weil ich nicht zu den Philippinen reisen kann, weil mein Geldbeutel es nicht hergibt? Mich kotzt die Konsumsucht einiger Ossis sowas von an, daß ich mich schäme ein Ossi zu sein. Die sogenannte "Mangelwirtschaft" war für mich damals kein Problem gewesen.


Autor: nokiland


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Schlagwörter: Wirtschaft Mangelwirtschaft Lebensverhältnisse


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