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Produkte aus der DDR
Radio Sound solo RM1 von RFT VEB EAWDas Gerät mit dem Namen "Sound solo RM1" wurde in der damaligen DDR in Berlin vom ehemaligen VEB Elektro-Apparate-Werke (EAW) produziert. Das kleine Reisegerät ist der Vorgänger des ab 1984 produziertem "Sound clock RMU 2" desselben Herstellers. Gebaut wurde das "Sound solo" in den Jahren 1982 bis 1983. Technisch betrachtet handelt es sich um ein Superhet mit ZF 455 kHz und acht Transistoren. Neben sieben AM (Amplitudenmodulation für Mittelwelle, Kurzwelle) Kreisen beherbergt das Gerät weitere 9 FM Kreise (Frequenzmodulation für UKW).Wahlweise kann das "Sound solo" mit 220 Volt Netzspannung oder einem 9 Volt Batteriespannung - zum Einsatz kommen 6 runde Monobatterien (R20 / UM-1) - betrieben werden. Der eingebaute permanentdynamische Ovallautsprecher liefert eine Leistung von 2.5 Watt. Die Leiterplatte ist mit Transistoren als auch ICs (Schaltkreisen) bestückt. Das Gehäuse wurde aus Thermoplast gefertigt und die Abmessungen betragen 265 x 160 x 80 mm. Eine getrennte Tiefen- und Höhenreglung hebt das Radio "Sound Solo" von den preiswerten Geräten seiner Zeit ab. Eine eingebaute KW Lupe erleichterte die Sendereinstellung im überfülltem Kurzwellenbereich (KW). Für ein Kofferradio eher ungewöhnlich sind auch die Anschlüsse für Tonband und Außenantenne. Das Monoradio "Sound solo RM1" überzeugt mit einem erstaunlich vollen Klang. Die hochwertigen Potentiometer mit ihren Drehköpfen vermitteln ein Gefühl von Präzision. Lediglich der Lautstärkeregler kratzt nach bald 30 Jahren beim Drehen ein wenig. Diese Abnutzung der kohlebeschichteten Laufflächen des Potis ist jedoch überall Gang und Gäbe. Zuerst sollte man ein Ausblasen des Potis mit Drucklust versuchen. Kann damit das im Laufe der Zeit abgeriebene Kohlepulver nicht entfernt werden, hilft für einige Wochen das Besprühen mit Kontaktspray. Längerfristig hilft aber nur das öffnen und säubern des Potentiometer mit Alkohol und einem weichen Tuch. Ein Qualitätsmerkmal ist bei Radios der Sendersuchlauf. Ist die Scala breit genug oder quetscht sich ein Sender an den Anderen? Besteht der Sendersuchregler aus einem piepligem "Etwas" oder hält man ein griffiges Stück in der Hand, mit dem man sauber einen Sender scharf stellen kann? Ist eine Pegelanzeige zur Empfangsqualität vorhanden oder muss man nach dem "Gehör" gehen? Ist eine AFC Taste (Automatische Frequenzregelung) vorhanden? Die Automatische Frequenzregelung (Automatic Frequency Control) dient beim Rundfunk- oder Fernsehempfang mittels eines Überlagerungsempfängers dazu, den Empfangsteil (Tuner) nach der Senderwahl automatisch auf diesen abgestimmt zu halten. Das Radio "Sound solo RM1" aus dem Haus VEB EAW verfügt über eine AFC Schaltung. Die Sendersuchlaufscala ist breit genug und der seitlich am Gehäuse platzierte Drehknopf zum Sendersuchlauf ist griffig und groß. Sender lasen sich hervorragend suchen und einstellen. Die Pegelanzeige zur Empfangsqualität präsentiert sich als eine auf dem Skalenzeiger integrierte kleine rote LED Diode. Leider ist diese kleine Anzeige nicht aussagekräftig genug, um auf optischem Wege die Qualität des Senders zu beurteilen. Um eine nächtliche Bedienung zu vereinfachen befindet sich jeweils am Anfang und dem Ende der Scala eine kleine grüne LED. Dank des leuchtenden Zeigers ist eine Navigation im Sendebereich auch bei Dunkelheit möglich. Das Design versprüht den Charme pragmatischer DDR Konstruktionen. Nicht so peppig wie Radios aus dem Westen seiner Zeit, eher pragtisch und nüchtern. Wurde ein klarer Sender gefunden, belohnt das "Sound solo RM1" den Hörer mit einem erstaunlich satten und warmen Klang. Allerdings ist die eingebaute schwenkbare Stabantenne nicht die erste Wahl. Abhilfe verschafft der Anschluss einer externen Antenne. Akkus sind aufgrund ihrer kleineren Spannung von 1.2 Volt je Batterie nicht die beste Lösung, da sie nur 7,2 Volt statt die geforderten 9 Volt liefern. Die Kennlinien der analogen aktiven Bauelemente verschieben sich und die gesamte Schaltung arbeitet nicht im Rahmen ihrer Berechnung der einzelnen Komponenten. Alles in allem ist das "Sound solo RM1" jedoch ein überzeugendes Produkt wenn man die technischen Aspekte in den Mittelpunkt stellt.Erwähnen sollte man die bessere Qualität im Vergleich zum Nachfolgermodell "Sound Clock". Der Nachfolger hat zwar einen digitalen Wecker, aber keine Kurzwellenlupe mehr. Den Drehknöpfen fehlt das griffige Profil, das die Handhabung bei dem "Sound solo" hochwertiger gestaltete. In der Bevölkerung hatten DDR Produkte aus dem Konsumbereich überwiegend
kein großes Ansehen. Man schielte neidisch zu den trendigen
Westgeräten. Grund war nicht die damalige Technik in der DDR, sie war
gut und qualitativ bei höherpreisigen Artikel oft besser als so mancher
Import. Es war das allgemeine Verhalten des Konsumenten in freier
Wildbahn. War zu Uropas Zeiten der Volksempfänger noch ein Instrument
zur Informationsbeschaffung, vermittelte später ein Rundfunkgerät einen
Status. Im Westen konnte der Konsument je nach Geldbeutel zwischen
hunderten Geräten differenzieren und sich "schmücken". Wer zeigen wollte
dass er besser da steht, kaufte ein Sony, der nicht so finanzpotente
Jugendliche kaufte wenigstens ein Gerät von Aiwa. In der DDR fehlte
diese Differenzierungsmöglichkeit in der konsumgestützten Präsentation
des Egos. Es gab je Klasse eine Handvoll Typen in den Preissegmenten,
aber am Ende hatten viele Jugendliche dasselbe Gerät zu Hause stehen. |
Autor: nokiland |
Schlagwörter: radio Sound solo RM1 EAW RFT Sound clock |