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Politik & Gesellschaft
Straftaten in der DDRĂber die KriminalitĂ€t in der DDR wurde nicht viel publik gemacht. Tageszeitungen schrieben regelmĂ€Ăig Artikel "aus dem Gerichtssaal" ĂŒber bestimmte Delikte. Die wirklich schlimmen Straftaten wurde aber im Sinne der Moral im Volk nicht verbreitet. Dennoch gab es sie. Das statistische Jahrbuch der DDR von 1990 gestattet Einblicke in viele Details der KriminalitĂ€t im Arbeiter und Bauernstaat. Eines vorweg: Das statistische Jahrbuch der DDR von 1990 entstand zur Wendezeit. Einer Zeit, in der die Stasi abgeschafft, Honecker entmachtet und freie Wahlen erstmals möglich wurden. Das letzte statistische Jahrbuch der DDR war weder schön gefĂ€rbt noch wurden Ă€ltere Statistiken unkritisch eingebunden. Es ist eine Fundgrube fĂŒr jeden geschichtlich Interessierten. Interessant ist eine ZĂ€hlung der Straftaten nach Jahren. FĂŒr den jeweiligen Jahresdurchschnitt ergab sich in den einzelnen Dekaden:
Die âQualitĂ€tâ der Straftaten und Vergehen war systembedingt eine andere als in der BRD. In der DDR gab es keine Gangs, die AuslĂ€nder angriffen. In der DDR gab es kein Rauschgift und somit auch keine einschlĂ€gige kriminelle Szene mit all ihren Schattenseiten. Es gab keine Arbeitslosen, die sich schon frĂŒh vor einem Kiosk versammelten. Alkohol wurde in der DDR viel konsumiert - aber hinter verschlossenen TĂŒren oder in Kneipen. Die sinkenden Werte der Statistik sind also nicht auf einer verstĂ€rkten PolizeiprĂ€senz zurĂŒck zu fĂŒhren, sondern ganz einfach auf die Tatsache, dass sich der Wohlstand in der DDR ausbreitete. Wobei Wohlstand differenziert zu betrachten ist. Wohlstand in der DDR hieĂ - die Familie besaĂ einen Farbfernseher, konnte kulturelle Angebote wahrnehmen, der KĂŒhlschrank war gefĂŒllt, die Kinder bestens umsorgt und auch sonst gab es keine gröĂeren EinschrĂ€nkungen. Honeckers Programm der âEinheit von Wirtschaft- und Sozialpolitikâ sah eine Erhöhung des materiellen und kulturellen Lebensniveaus vor und erreichte dies auch. Die LĂ€den fĂŒllten sich, Angebote wurden attraktiver und der Alltag weniger politisiert. FĂŒr den Zeitraum 1980 - 1989 fĂŒhrte das Jahr 1980 mit 129.270 Straftaten die Liste an und 1989, das Jahr des Mauerfalls und der Wende, brachte es auf lediglich 99.971 Straftaten. Ăber die GrĂŒnde der geringen Zahlen fĂŒr 1989 kann man nur spekulieren. Möglicherweise wanderten soviele DDR BĂŒrger in die BRD, so dass auch potentielle StraftĂ€ter ihr Wirkungsbereich verlagerten. Möglich aber auch, dass einstmals politische Straftaten plötzlich keine Straftaten mehr waren und dadurch die Statistik drĂŒckten. Die Auswertung der DDR Kriminalstatistiken ist sehr aufwendig, birgt aber faszinierende Vergleichsmöglichkeiten. Im Jahr 1988 wurden beispielsweise 119.124 Straftaten registriert, die 86.413 TĂ€tern zugeordnet werden konnten. Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren waren in dieser Menge mit lediglich 9.277 TĂ€ter erfasst. Die JugendkriminalitĂ€t 1988 in der DDR machte somit max. 11% aus. Wie ist dieser geringe Prozentsatz erklĂ€rbar? Ganz einfach: Kinder wuchsen in ĂŒberwiegend geordneten VerhĂ€ltnissen auf. SchĂ€dliche EinflĂŒsse von TV oder PC-Spielen liefen gegen null und Kinder hatten weniger Motivation und Zeit fĂŒr Straftaten. Der Held war nicht das Kind, das anderen Kindern etwas raubte oder es verprĂŒgelte. Achtung unter Seinesgleichen erfuhren redegewandte und intelligente Exemplare, "Coole" Typen mit Ausstrahlung. Aber auch "MĂ€nner" unter den Jugendlichen, die sich durchsetzen konnten, mit einem Tick "Rabauke". Aber selbst die Rabauken des Ostens waren weit von GewalttĂ€tern entfernt. Sie trumpften gern auf, boten die Faust als BegrĂŒĂung oder machten auf "starken Mann", aber im Grunde hatten sie eine Handvoll "Ehre" in der Hosentasche stets dabei. Anderen etwas wegnehmen war niedertrĂ€chtig. SchwĂ€chere verprĂŒgeln - damit wollte sich keiner rĂŒhmen. Damals waren die "Starken" noch die Starken, in unsere heutigen Gesellschaft setzen sich Schwache oft ĂŒber noch schwĂ€chere hinweg und werden zu GewalttĂ€tern ohne Skrupel und Moral. Positiv in der DDR wirkte sich der Umstand aus, dass Kinder und Jugendliche permanent in der Gesellschaft integriert und gefördert wurden. |
Autor: nokiland |