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Der Schwarzmarkt in der DDR



Teil 2: Warum funktionierte der Schwarzmarkt in der DDR?


Auf dem Schwarzmarkt wurden Waren im Wert von vielen tausend Mark täglich umgesetzt. Vorbei an Staat und Kollektiv.

Da stellt sich natürlich die Frage: Warum funktionierte der Schwarzmarkt in der DDR? Warum wurde er nicht ausgemerzt? Die Antwort ist recht einfach und einleuchtend: Weil der Schwarzmarkt im Sinne der Führung war und deshalb nur scheinbar ein Riegel vorgeschoben wurde. Die Bevölkerung hatte einen Bedarf, der von der DDR Führung aber nicht bedient werden konnte. West-Pakete und Geschenke der West-Besucher waren im Sinne der DDR. Sie halfen den Konsum zu befriedigen. Ebenso der Schwarzmarkt. Die DDR Führung wollte ein zufriedenes Volk. Konnte aber nicht selbst kostengünstig Westprodukte importieren. Da kam es recht, dass die DDR Bürger ihre eigenen Bezugs-Quellen fanden.

Und die Polizei verdiente sich ein Extrabrot nebenbei. Einmal wurde ich in Leipzig verhaftet. Mit einem Koffer voller Ware im Wert von über 2.000 Mark. Da sagte mir doch knallhart ein höherer Beamter: "Herr Maecker, wir können jetzt alles ganz genau aufnehmen, Protokolle schreiben und Sie bleiben derweil ein paar Tage bei uns. Oder Sie verzichten auf den ganzen Prozess, überlassen mir die Ware und gehen in 10 Minuten aus dem Gebäude." Mein lieber Charlie, das war ein Angebot wo ich nicht lange nachdenken musste. Wir waren alle nicht im Recht geschult und hatten Angst vor den Behörden. Man hatte ja im Hinterkopf, dass man für alles Mögliche eingebuchtet werden konnte. Nicht arbeiten und illegal Devisen verschieben, Westware verticken - da malte man sich schnell eine Haftstrafe in Bautzen aus. Und ich sagte: "Okay, nimm die Ware und lass mich raus." Die 2.000 Mark waren verschmerzbar. Auch wenn es das letze Kapital war. Aber man hatte Respekt vor den Folgen seines illegalen Treibens. Und die Hauptkommissare lachten sich ins Fäustchen. Ich will gar nicht wissen, wie viele tausende Mark so einer nebenbei machte.

Für die Bevölkerung der DDR war der Schwarzmarkt eine Möglichkeit ihren Bedarf an Konsumgütern zu stillen. Die Händler machten dicke Kohle, mussten aber mit Repressalien klar kommen und der Staat, oder einzelne Personen, zockten die Händler ab. Es funktionierte prima das sozialistische System der Umverteilung – man durfte nur sein Gewissen nicht allzu genau befragen. Aber was blieb dem Bürger auch anderes übrig als sich selbst das zu organisieren, was der Staat nicht bereitstellen konnte...? Allerdings, und das muss auch in aller Deutlichkeit gesagt werden, damals kostete der Schwarzmarkt die DDR weder Arbeitsplätze noch Steuereinnahmen, denn legal waren die Waren garnicht beschaffbar. Es fehlten schlichtweg die dafür notwendigen Devisen.


Autor: nokiland


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Schlagwörter: Schwarzarbeit Wirtschaft


Teil 1: Der Schwarzmarkt in der DDR
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