Themen | Alltag

Woher kommen die oft unglaublichen "Erinnerungen" aus der DDR?



Teil 4: Wenn zwei Systeme aufeinandertreffen


"Es kommt zusammen was zusammen gehört" war das Credo der Wende. Aber nicht jeder war darüber wirklich glücklich


Gesellschaftliche Aktivitäten
©RSM 
Als ich dann im November 1989 die Parolen "Wir sind ein Volk" hörte, war ich eher peinlich von meinen DDR-Genossen berührt. Ich schämte mich für diese Sprüche. Denn wir waren kein "Volk". Uns trennten Welten. Was man auch heute noch merkt. Wir sprachen alle Deutsch, wie auch die Österreicher deutsch sprechen. Aber ebensowenig man die Österreicher als Deutsche sieht, waren auch die DDR Bürger keine Deutschen mehr. Allein die Sprache macht aus Ländern kein gemeinsames Volk. Sonst wäre ja halb Arabien ein Volk.

Wir Ost-Deutschen haben in Jahrzehnten und bedingt durch das System eine eigene Lebensweise entwickelt. Wir haben Werte, die heute noch geschätzt sind und uns unterscheiden. Unsere Kinder sind uns beispielsweise wichtiger als die eigene Karriere oder der nächste Urlaub. Wir verzichten auf Karriere und kümmern uns lieber um unser Kind. Wir kaufen uns nicht alle drei Jahre ein neues Auto, sondern stecken das Geld in unsere Kleinen. Und das Fatalste: wir (ich) sind darum besorgt, dass unser Kind in einer "Multi-Kulti-Klasse" alle Schüler respektiert, auch wenn wir Eltern Vorurteile haben. Weil ebend unser Kind in der Klasse bestehen muss.

Ich persönlich finde die aktuelle Ausländerpolitik mies. Wir sollten es wie alle anderen Länder tun: Stopp der Einbürgerung. Ich kann auch nicht ein polnischer Bürger werden, nur weil ich dort mehr Vorteile habe. Aber diese, meine Meinung, stelle ich hinten an. Mein Sohn ist in einer "Multi-Kulti Klasse". In der muss er bestehen. Und so mache ich das, was für meinen Sohn das Beste ist damit er nicht schon mit 7 Jahren in ideologische Konflikte kommt. Er soll alle Menschen mögen, egal wo sie herkommen. Und das wiederum ist DDR-Typisch. Nicht der Einzelne steht im Mittelpunkt mit seinem Genörgele, sondern die Gemeinschaft, die Familie samt Kind.

Warum nörgelt man also heute über die DDR? War das tägliche Leben wirklich mies? Ich glaube, es ist eher wie mit einem Handy. Kauft man sich ein neues Handy, dann ist das alte dagegen ja sowas von schrottig, obwohl man es noch vor wenigen Monaten unbedingt haben wollte und überall stolz herumgezeigt hat. Vielleicht verhält es sich so auch mit den teils seltsamen Erinnerungen an die DDR die man heutzutage überall zu hören und lesen bekommt. Heute ist alles toll und damals war alles ooo schrecklich. Dabei haben wir im Osten auch unser Leben gelebt und waren glücklich dabei. Wir haben gelebt, gelacht, geliebt und waren fröhlich dabei. So schlecht kann es folglich nicht gewesen sein. Oder etwa doch?


Autor: nokiland


Facebook

Teil 1: Woher kommen die oft unglaublichen "Erinnerungen" aus der DDR?
Teil 2: Fernweh im real existierenden Sozialismus
Teil 3: Die Folgen eines jugendlichen Versuchs der Republik-Flucht
Teil 4: Wenn zwei Systeme aufeinandertreffen