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Wie Jugendliche ihre Freizeit in der DDR verbrachten


Im "Westen" gab es TV, Videospiele und Disneyland. Im "Osten" gab es "Bücher", Hobbys und staatlich geförderte "Freizeitbeschäftigung" und die strategische, Absicht, die Jugend auf ein Leben im Alltag vorzubereiten.


Die heutige Berichterstattung der Medien zeigt gern das Bild desillusionierter Jugendlicher mit einem Hang zur Gewalt und dem Alkohol-Konsum. Jugendliche, die Ältere Leute überfallen. Mädchen-Cliquen, die brutal im Viertel alles nieder machen. Wenn man den aktuellen Medien glaubt, ist unsere Welt am Ende. Kinder achten die Eltern nicht mehr und setzen wiederum Kinder in die Welt, die sie nicht "kontrollieren" können.

Kurzer Zwischenruf - kennen wir diese einseitige, medienwirksame und propagandistische Art nicht irgendwoher? Ja, aus der DDR. Da wurde über die BRD in ähnlichen Tönen geredet. Eine verlotterte Jugend ohne Respekt vor dem Elternhaus. Wobei schon der alte Sokrates monierte: "Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer."

Probleme mit der Jugend gab es offenbar schon vor 2.500 Jahren und sind nicht systembedingt. Der typische "Generationen-Konflikt", welcher nicht wirklich durch den Generationswechsel ausgelöst wurde, sondern durch dem mit dem Alter wachsendem Verständnis für Moral. Die Jugend hat es nicht so mit dem Begriff "Moral" wie die reiferen Menschen unter uns. Und egal ob zu Zeiten von Sokrates, Hitler oder Honecker - die Jugend rebellierte immer.

Soweit, so gut. Die Jugend ist immer ein Thema in den Medien und der Propaganda. Zu DDR-Zeiten wurde die Jugend in der DDR hoch gejubelt. Sie war die Hoffnung des Staates, des Volkes. In der aktuellen deutschen Presse wird die Jugend hingegen durchweg negativ präsentiert.

Wie war es aber mit der Jugend in der DDR? Ich kann nur von mir berichten. Wir waren motiviert, die Welt durch unsere Initiative zu verbessern. Wir verprügelten keine Schwächeren, hingen nicht in Parks ab und lauerten potentiellen Opfern auf. Wir suchten uns ein Gebiet, auf dem wir mit unserem Wissen und Fähigkeiten auftrumpfen konnten. Und sei es nur in der AG (Arbeitsgemeinschaft) Tischtennis.

Ausrutscher aus dem verordnetem System der "heilen Welt" gab es immer. In der 1. bis 3. Klasse trafen wir uns regelmäßig auf einem Spielplatz um uns gegenseitig zu verdreschen. Klasse 2A gegen Klasse 2B. Rivalitäten wurden ausgelebt. Da wurde "gekabbelt". Aber alles im Rahmen der Fairness. Ja, die Schul-Klassen verabredeten sich zu Prügeleien. Es war eine Demonstration der Zusammengehörigkeit dass man für seine Klasse einstand und für sie auch Prügel bezog. "Klassen-denken".

Wie verbrachten wir nun unsere Freizeit? Wir haben sehr viel gelesen und gelernt. Fast jeder Jugendliche hatte ein Hobby. Es war nicht unnormal, dass ein Schüler der 8. Klasse in einem Spezialgebiet mehr wußte als sein Lehrer. Wir Schüler waren oft höher qualifiziert als unsere Lehrer. Weil wir uns ebend privat weiter orientierten und uns nicht mit dem Schulwissen zufrieden gaben. Unsere Lehrer kannten hingegen nur die Lehrbücher. Wir Schüler aber nutzen alle möglichen Quellen um noch mehr Wissen aufzusaugen. Nicht umsonst gab es die "MMM", die "Messe Meister von Morgen".

Die Jugendlichen in der DDR trugen sehr viel zur Entwicklung der DDR bei. Es war die wissbegierige Jugend, welche der DDR einen Top Platz in der Liste der "fortschrittlichen Nationen" einbrachte. Das war aber nur möglich, weil die DDR jedem Jugendlichen volle Unterstützung gewährte.

Die Jugend verbrachte ihre Freizeit in der DDR sehr viel mit foschen, erfinden und konzipieren. Sie war kreativ, oft auch systemkritisch. Aber die Gedanken der kreativen Jugend wurden von der DDR gern gesehen und umgesetzt.


Autor: nokiland


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Schlagwörter: Freizeit Hobby