Als neue Bundesländer werden die fünf Länder der Bundesrepublik Deutschland bezeichnet, die durch des Ländereinführungsgesetzes vom 22. Juli 1990 auf Beschluss der Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik aus den 14 DDR-Bezirken gebildet wurden.
Die neuen Bundesländer | ||
Anders als der Sprachgebrauch es vermuten lässt, entsprechenden die Neuen Bundesländer jedoch nicht dem gesamten Gebiet der ehemaligen DDR, dem sogenannten "Beitrittsgebiet". Einige Gebiete erfuhren eine Sonderbehandlung. Dabei handelt es sich um:
Der Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des bundesdeutschen Grundgesetzes nach Artikel 23 war ein möglicher Weg zur staatlichen Einheit Deutschlands. Eine zweite Möglichkeit wurde durch Artikel 146 des Grundgesetzes eröffnet: die Ausarbeitung einer neuen, gemeinsamen Verfassung. Die Entscheidung für den Beitritt und gegen die staatliche Neukonstituierung fiel aber im Prinzip schon mit den ersten freien Wahlen in der DDR am 18. März 1990. Die Mehrheit der DDR-Bürgerinnen und -Bürger wählte die Parteien, die den Beitritt nach Artikel 23 des Grundgesetzes favorisierten. Entsprechend beschloss die Volkskammer am 23. August 1990 den Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes mit Wirkung vom 3. Oktober 1990.
Die neuen Bundesländer haben keine gemeinsame staatliche oder öffentliche Vertretung gegenüber den westdeutschen Bundesländern, sondern gliedern sich in die förderale Struktur der Bundesrepublik Deutschland auf der gleichen Ebene zu den Alten Bundesländern ein.
Die Einwohnerzahl der neuen Länder ist seit 1990 von den ehemals rund 16 Millionen Einwohner der DDR um etwa zwei Millionen zurückgegangen, da rund drei Millionen Menschen die ehemalige DDR verlassen haben und etwa eine Million vorwiegend aus Westdeutschland zugewandert sind. Die Zahl der Zugewanderten aus Westdeutschland beinhaltet in großem Maße auch ostdeutsche Rückkehrer, die nur vorübergehend in den alten Bundesländern gelebt haben. Diese Rückkehrer machen über 50 Prozent der Zugewanderten aus.
Grösste Städte
Die 11 grössten Städte der Neuen Bundesländer mit jeweils über 100.000 Einwohner sind:
Stadt | Einwohner (31.12.1988) |
Einwohner (31.12.2000) |
Einwohner (31.12.2008) |
Leipzig | 545.307 | 493.208 | 515.469 |
Dresden | 518.057 | 477.807 | 512.234 |
Chemnitz | 311.765 | 259.246 | 243.880 |
Halle (Saale) | 330.000 | 247.736 | 233.013 |
Magdeburg | 290.579 | 231.450 | 230.047 |
Erfurt | 220.016 | 200.564 | 203.333 |
Rostock | 253.990 | 200.506 | 201.096 |
Potsdam | 142.862 | 129.324 | 152.966 |
Jena | 108.010 | 99.893 | 103.392 |
Cottbus | 128.639 | 108.491 | 101.785 |
Gera | 134.834 | 112.835 | 100.643 |
Die Zahlen von Halle (Saale) enthalten für 1988 auch die Einwohner von Halle-Neustadt. Darüber hinaus wird die Einwohnerentwicklung vieler Städte durch die Tatsache verfälscht, dass nach der Deutschen Wiedervereinigung ehemals eigenständige Nachbargemeinden in die Städte eingemeindet wurden.
ähnlich der alten Bundeländer sind die Lebensbedingungen in den neuen Bundesländern nicht überall gleich, so dass viele Menschen in die grossen Städte und Industriezentren zogen. Speziell der Nordosten entlang der Ostseeküste und hin zur Grenze nach Polen weist eine sehr geringe Bevölkerungsdichte von deutlich unter 100 Einwohner pro km² auf, während im Freistaat Sachsen durchschnittlich 226 Menschen auf einem km² wohnen.
Bundesland | Fläche | Einwohner |
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in km² | Anteil an Neue Bundesländer |
gesamt | gegenpro km² | Anteil an Neue Bundesländer |
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Brandenburg | 29.478,61 | 27,37 % | 2.512.300 | 85,22 | 19,40 % |
Mecklenburg-Vorpommern | 23.180,14 | 21,52 % | 1.652.000 | 71,27 | 12,76 % |
Freistaat Sachsen | 18.415,51 | 17,10 % | 4.171.000 | 226,49 | 32,21 % |
Sachsen-Anhalt | 20.446,31 | 18,98 % | 2.360.000 | 115,42 | 18,22 % |
Freistaat Thüringen | 16.172,10 | 15,01 % | 2.251.000 | 139,19 | 17,38 % |
Nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik sank die Industrieproduktion der Neuen Bundesländer zunächst innerhalb weniger Jahre drastisch ab, wächst aber seit dem Tiefstpunkt Anfang der 1990er Jahre wieder stetig und mit zum Teil deutlich höheren Wachstumsraten als in den alten Bundesländern. Trotzdem liegt der Anteil der Wertschöpfung in der Industrie an der gesamten Wertschöpfung noch immer unter dem Niveau der alten Bundesländer. Und das obwohl die neuen Bundesländer mit umfassenden Fördermitteln für dem Aufbau Ost aus dem Fonds Deutsche Einheit und den Solidarpakten unterstützt werden.
Das ehemalige Volkseigentum der Deutschen Demokratischen Republik wurde fast vollständig privatisiert. Große Teile der Industrie wurden durch die Treuhandanstalt abgewickelt, sprich geschlossen oder privatisiert und teilweise saniert und verkauft. Rund 95 Prozent des ehemaligen Volkseigentums der ehemaligen DDR gelangten in den Besitz von Eigentümern außerhalb der Neuen Bundesländer. Dies ist bis heute eine Quelle des Unmuts im deutschen Osten wo man sich um die Arbeit und Leistung von 40 Jahren betrogen und enteignet fühlt.
Die neuen Bundesländer sollten mit umfassenden Fördermitteln aus dem Aufbau Ost, vor allem dem Fonds Deutsche Einheit und den Solidarpakten, in ihrer Wirtschaft unterstützt werden. Seit 1990 hat sich dennoch die Arbeitslosigkeit in den neuen Ländern stark erhöht und ist im Durchschnitt etwa doppelt so hoch wie in Westdeutschland. Große Teile der Industrie wurden abgewickelt. Auch in den Betrieben, die noch bestehen blieben, wurde die Zahl der Mitarbeiter zumeist erheblich gesenkt. Nach der Wende hat sich die Arbeitslosigkeit in den neuen Ländern stark erhöht und ist im Durchschnitt etwa doppelt so hoch wie in Westdeutschland. Mit ein Grund für die Abwanderung gut ausgebildeter Fachkräfte Richtung Westen die nun im Osten fehlen. Als Folge dessen stehen in vielen Städten der Neuen Bundesländer viele Wohnungen leer, so beispielsweise in Dresden etwa 20 Prozent aller Wohnungen und in Berlin etwa 100.000 Wohnungen - trotz massivem Abriss und Rückbau.
Die Preise für Wirtschafts- und Konsumgüter haben sich seit der Bildung der neuen Länder zumeist erhöht, teilweise sogar drastisch um das etwa fünf- bis zehnfache wie die Mieten, die Versicherungen, die öffentlichen Verkehrsmittel, für Restaurantbesuche und für Handwerker und Dienstleistungen. Positiv zu vermerken ist, dass in den 1990er Jahren fast alle Haushalte mit Telefonanschlüssen ausgestattet wurden.